Vaengur vom Röschbacherhof

M: Viska vom Wiesenhof

V: Holdbori vom Wiesenhof

geb. 2007

 

Foto: Daniela Greis (Fotoseminar Gabriele Boiselle 2012)
Foto: Daniela Greis (Fotoseminar Gabriele Boiselle 2012)

 

Nach meinem Abitur half ich auf dem Wiesenhof beim Einreiten und der Jungpferdearbeit. Dabei lernte ich auch Vængur kennen. Ich weiß noch bis heute, wie ich mit Bine in den Stall ging und sie ihn mir zeigte. Ich war sofort begeistert und wusste genau, so sollte mein Pferd auch einmal aussehen:

 

Ein großer hübscher Rappe mit Stern, wunderschönes Gebäude, Knopfaugen, etwas zurückhaltend, immer freundlich und sensibel. Einfach etwas ganz Besonderes! Als ich ihn genauer anschaute bemerkte ich, dass er zwei unterschiedliche Augen hat. Das eine Auge ist ganz normal, doch das andere Auge wirkt etwas kleiner, da sich der Knochen über dem Auge nicht richtig ausgebildet hat. Das behindert Vængur jedoch in keinster Weise, im Gegenteil, es ist eben etwas Besonderes. Ich habe ein Pferd mit „zwei Gesichtern“, das kleinere Auge lässt ihn einfach immer wie ein Baby aussehen.

 

Beim Einreiten war Vængur stets freundlich und kooperativ. Es war ein tolles Gefühl, als Erste auf ihm zu sitzen, seine Fortschritte mit zu verfolgen, ihn das erste Mal frei zu reiten, alleine Ausreiten zu gehen, die Ovalbahn, das Viereck und die Halle kennen zu lernen…

 

Dann war es soweit, der erste Verkaufstermin stand an. Ein Mädchen probierte mehrere Pferde aus und entschied sich für eine kleine, freche Fuchsstute. Zum Glück! Ich erzählte Bine, dass sie mich bitte informieren sollte, wenn es wieder ernst für Vaengur werden würde… Da ich noch einen Versuch starten wollte, um meinen Vater zu überzeugen. Ich redete mit ihm - aber wieder ohne Erfolg.

 

Ich war total traurig, ich hatte ein Pferd genau nach meinen Vorstellungen gefunden.

 

Dann kam der unvergessliche Sonntag, der 25.09.2013. Bine schrieb mir morgens um 9 Uhr eine SMS, in dieser stand, dass Vængur heute verkauft werden sollte und wenn sie das stoppen solle, sie eine feste Zusage von mir benötige. Da sonntags mein absoluter Ausschlaftag ist, bekam ich diese SMS nicht, daher klingelte mein Handy kurze Zeit später und Bine rief in das Telefon, dass ich sofort etwas machen solle. Ich war hellwach, sprang aus meinem Bett und lief nach unten. Ich hatte keinen Plan, wie ich das anstellen sollte. Meiner Mutter schrieb ich schnell eine SMS, da sie Sonntagmorgens immer joggen geht.

 

Mein Vater war gerade aufgestanden. Er war total erschrocken, als er mich sah und fragte was heute los sei. Ich setze mich auf die Couch und sagte, dass ich mit ihm reden müsse. Ich hatte 45 Minuten Zeit, um ihn zu überzeugen, um 10 Uhr musste ich Bine Bescheid geben. Also habe ich auf meinen Vater eingeredet, der aber immer wieder den Kopf schüttelte. Ich weinte, wurde immer verzweifelter. Doch er schüttelte immer wieder den Kopf. Noch 15 min. Dann läutete sein Handy, meine Mutter war dran. Nachdem sie meinen Hilferuf gelesen hatte, wusste sie, dass es sehr eilig war und auch sie redete mit Engelszungen auf ihn ein. Er brummte vor sich hin. Noch 5 Minuten. Ich schlug ihm einen Deal vor – nämlich dass ich alles bezahle und wenn ich das nicht kann, Vængur wieder verkaufen muss. Er willigte tatsächlich 2 min vor 10 Uhr ein!

 

Ich war der glücklichste Mensch der ganzen Welt! Dann rief ich sofort (heulend) Rebecca an, um ihr zu sagen, dass ich Vængur nehme. Sie war kurz davor Vængur zu verkaufen und war gerade auf der Toilette, als mein Anruf kam. Verzweifelt fragte sie, was sie jetzt den Leuten sagen solle, die im Hof schon auf sie warteten: Dass Sie Vaengur gerade auf der Toilette vershoppt hat? Die Leute haben es wohl mit Humor genommen...

 

Ich konnte es gar nicht abwarten, bis wir Nachmittags auf den Wiesenhof fuhren, wo schon alle warteten.

Mittlerweile habe ich Vaengur schon zweimal auf Turnieren vorgestellt (5,90). Er war immer etwas aufgeregt – ich auch – aber wir haben das super zusammen gemeistert. Er ist verladefromm und auch beim Hufschmied sehr artig. Er möchte es seinem Menschen eben immer recht machen.

 

Zum Schluss noch ein paar Zufälle, ich habe 2007 viele Kinderlehrgänge betreut, bei denen wir immer einmal zu den Fohlen gegangen sind. Damals habe ich Fotos gemacht und zufälligerweise auch Vængur fotografiert:

 

 

Außerdem haben Vængur und ich dasselbe Sternzeichen und feiern aus seinem Geburtstag raus und in meinen rein.

Als große Ehre sind Vængur und ich in Bruno und Helga Podlechs Buch „Reiten in Balance“ zu sehen…  Das macht mich unglaublich stolz!

Foto: Stefan Steppat
Foto: Stefan Steppat

 

Seit 2 Jahren gehört Vaengur nun zu mir und auch mein Vater hat sich mittlerweile an ihn gewöhnt. Er bringt ihm Äpfel, Karotten und alles was das Herz begehrt. Von meiner Mama ganz zu schweigen.

Zum Schluss bedanke ich mich auch ganz herzlich bei Familie Plattner! Ihr habt mir das beste Pferd der Welt gezüchtet!!! Vielen, vielen DANK für alles!

 

Von: Nelli Kim Perner