M: Andrá frá Arbakka
V: Dökkvi frá Mosfelli
geb. 2003
Wo die Liebe hinfällt
Alles begann damit, dass mein 20 Jahre alter Hreyfill fra Holtsmula an einer heimtückischen Darmerkrankung starb. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich es definitiv nicht für möglich, dass ich jemals wieder ein Pferd so sehr lieben könnte wie meinen verrückten Rennpasser.
Aber die Wochen vergingen und ich merkte, so geht’s nicht weiter. Irgendetwas Wesentliches fehlte in meinem Leben, und so ging ich zum Wiesenhof und sagte zu Bernie: Such mir ein Pferd! Das klingt einfach, ist es aber nicht, weil ich sehr genau wusste, was ich möchte: Das neue Pony sollte wach und temperamentvoll, schnell und schlau sein, es durfte gerne ein bisschen verrückt, ein Durchgänger oder sonst wie schwierig sein, Hauptsache, es ist nicht langweilig, denn ich war einiges gewöhnt, und wollte den Kick beim Reiten nicht missen. Doch dann kam die Landsmot und Bernie war erstmal in Island. Er hatte die schwierige Mission Katja übergeben, die sofort, als ich ihr beschrieben hatte, was ich suche, eine Idee hatte: „ Komm mal mit, ich zeig dir ein Pferd. Es ist das Turnierpferd von Tina Plattner, ist ein ganz Hübscher, hat auch gute Gänge, aber die Sache hat einen Haken: Ab und zu steigt er und versucht dann, über die Schulter abzuhauen, besonders auf der Ovalbahn oder in der Halle, aber auch im Gelände kommt er auf diese Idee. Aber wenn wir mit Dani gemeinsam an ihm arbeiten, könnten wir das in den Griff bekommen."
Mein Interesse war geweckt, auch wenn ich mit einem steigenden Pferd keine Erfahrung hatte. Kaum hatte ich Skári gesehen, wusste ich, dass ich am Ende eines von Skau von langer Hand ausgetüftelten Plans angelangt war: Dieses Pony, dass aufgrund seiner üppigen, messinggelockten Mähne sehr auffällig ist, hatte meinen Refi immer gebissen, wenn ich ihn aus dem Laufstall holte oder ihn zurückbrachte. Jeden Tag das gleiche Spiel: Er schnappte nach Refi, bekam mit mir richtig Ärger und stand am nächsten Tag wieder am Tor. Tag für Tag. Ich bin sicher, er hatte eine Plan... Und ich war da, wo er mich haben wollte.
Von diesem Tag an, es war ein Freitag Ende Juni, kam ich jeden Tag. Und schon am zweiten Tag rannte er völlig selbstverständlich auf mich zu, wieherte leise und hatte mich adoptiert. Ich war natürlich auch reichlich mit Nahrhaftem bestückt, was ihn bis heute sehr in Verzückung geraten lässt. Die ersten Tage verbrachten wir mit langen Spaziergängen und Grasen auf dem Trailparcours.
Nach einer Woche begannen wir mit dem Reiten, natürlich nur in Begleitung von Katja oder Bernie. Beim ersten Mal gab er mir auch gleich eine Kostprobe seines Könnens, indem er sich, als wir in den Hof hineinritten, an den Anbindeplatz stellte und vor sich hin hüpfte. Ich musste so lachen, weil das so was von sinnlos war. Plötzlich verharrte er, dachte kurz nach und lief friedlich zu seinem Platz, man muss die Vorgänge eines Pferdhirns nicht verstehen!!!! Einige Tage hintereinander ritt ich nun mit Bernie aus, ohne dass irgendetwas Spektakuläres passiert. Meine Deadline war der 18.7., mein Geburtstag. An diesem Tag wollte ich dieses Pferd besitzen und alleine ausreiten. Aber das sollte alles schon viel früher geschehen, denn eine Woche nach unserem ersten gemeinsamen Ausritt, standen meine Freundinnen und ihre Ponys schon gesattelt bereit und ich fragte Bernie, ob ich alleine mitreiten dürfte. Klar, meinte er, und ich freute mich wie wahnsinnig auf unser erstes gemeinsames richtiges Abenteuer. Es lief super. Es gab keine Diskussion, keine Steigen, kein sonstiger Trotz, es war perfekt. Mittlerweile hatte ich begriffen, warum Skári so war, wie er war: Wenn er sich langweilt oder ihm das richtige Arbeiten zu viel wird, wird er trotzig. Und da er ein kluges Pferd ist, macht er das, was für ihn erfolgsversprechend ist: Er versucht sich durch Steigen der öden Arbeit zu entziehen. Kann ich sogar irgendwie verstehen, denn obwohl dieses Pony schon 9 Jahre alt ist, ist er tief in seinem Inneren ein kleines, egozentrisches Kind, das gerne seinen Kopf durchsetzt und Spaß haben will, und wer will das nicht?
Seit ich Skau habe, habe ich, glaube ich, alles ausprobiert, was man so als Reiter mit seinem Pferd machen möchte: Lange Ausritte, Unterricht auf der Bahn und in der Halle, Trailparcours mit Wippe und Flatterbandbogen, schwimmen mit mir und ohne mich und sogar Springen. Ich denke, gerade die letzten Sachen kannte er nicht. Als wir das erste Mal vor dem Flüsschen Alb standen und ich, auf ihm sitzend, langsam mit ihm ins Wasser stiefeln wollte, schaute er sich das etwa 40cm tiefe Nass lange an und sprang dann mit einem Riesensatz mitten hinein. Da der Untergrund jedoch ziemlich uneben und steinig war, stürzte er der Länge nach ins Wasser mit mir an seinen Ohren hängend. Und dann hatte er nur noch Spaß und planschte, dass kein Auge trocken blieb. Einmal fuhren wir auch zu einer Pferdeschwimmanlage, bei der man rechts und links das Pferd führt und es dabei eine lange Strecke richtig schwimmen kann. Skau stammt definitiv vom Seepferdchen ab, so einen Spaß hatte er beim Schwimmen, bei dem er einen eigenen Hüpf-Spring-Stil entwickelte, durch den er so schnell war, dass man, nebenher laufend, echte Probleme bekam. Also eines ist klar: Skau ist ein Pferd, mit dem man richtig Spaß haben kann. Man kann auch mit ihm spielen wie mit einem Hund, ihn kneifen und jagen und provozieren und er spielt immer mit. Er hat den Schalk im Nacken und ist immer für einen Blödsinn zu haben. Dagegen ist Geduld nicht seine Stärke, davon können die Schmiede ein Lied singen. Und er verträgt es auch nicht, wenn man mal wirklich sauer auf ihn ist, dann rennt er blubbernd hinter einem her, und wenn er sprechen könnte, würde er bestimmt sagen: Ich habs nicht so gemeint, lass uns wieder gut sein. Ich bin sehr froh, dass ich das Glück hatte, so ein Pferd wie Skári kennen zu lernen. Ich habe nachgeschlagen, was Skári bedeutet: Es heißt einmal „Möwe“, aber auch Farbe der Dreckschicht auf einem Gletscher und Farbe von lange liegendem abgemähten Gras. Ich habe mich für die Möwe entschieden und trage ein Kettchen mit einer silbernen Möwe als Glücksbringer.
Ich freue mich jeden Tag, Skau zu besuchen, denn er freut sich auch, denke ich. Das schönste Erlebnis kommt ganz zum Schluss, weil mich heute wieder jemand daran erinnert hat: Abends werden die Pferde in ihrer Herde gemeinsam auf eine Weide getrieben, und für Skau ist das immer ein sehr spannendes Ereignis, er muss unbedingt immer mitlaufen, sonst wird er ganz närrisch. Und dann passierte das Unvorhersehbare: Die Wallache schossen aus ihrem Laufstall und bogen um die Ecke, Kurs grüne , saftige Weide. Ich stand auf einer Bank abseits, um das Spektakel zu beobachten, und was geschah? Skau stoppte mitten aus dem Rennen, schaute zu mir, bog ab und kam zu mir. Ich hätte heulen können, wenn das keine Liebeserklärung war!
Vielen Dank für das coole Pferd!