Nachruf: Krummi ist gegangen...

Kostüm- Paarreiten Mühlenhof 1998
Kostüm- Paarreiten Mühlenhof 1998

Krummi war mein erstes Pony. Ein Islandpferd.
Ende September musste er aufgrund einer Kolik eingeschläfert werden.

Mit ihm bin ich gemeinsam groß geworden. Er war 4 und ich war acht als wir uns trafen.
Er war mein "echtes" Pferd beim Cowboy und Indianerspielen, stand Stunden lang am Halfter neben mir wenn ich mit meiner Indianerfreundin am imaginären Lagerfeuer sass und Schachtelhalme ineinander verwob. Ohne Sattel und Trense musste er im gestreckten Galopp mit uns auf die "Flucht" wenn Cowboys in der Nähe schienen. Und das ganze Tage oder gar Schulferien lang.
Wenn wir aufs Turnier gingen bekam er immer einen besonderen Blumenschmuck in die Trense gesteckt, den er kommentarlos ertrug oder aber mit einem eigens ausgesuchten langen Grashalm in seinem Maul ergänzte.
Egal was es gab an Sorgen, Krummi war mein Ansprechpartner und Trostmittel für alles .Egal ob ich ihm weinend erzählte, dass ich nicht weiter weiss, weil es zu Hause wegen irgendetwas Streit gab oder ich ihm meinen Liebeskummer bis hinzu Sorgen über meine Bewerbung zum Schauspielstudium klagte,er liess mich immer meine Arme um seinen Hals schwingen und die Nase tief in seiner Mähne vergraben. Nach einem kräftigem Atemzug vom meiner Meinung nach einzigartigen Krummi- Geruch sah die Welt meist schon wieder viel besser aus.
Und wenn das nicht half, dann nahm er mich auf seinen Rücken und zeigte mir beim Ausritt wie schön die Welt doch war ,und dass einzig und allein das hier und jetzt zählte.
Er zeigte mir wie wichtig es ist gewisse Regeln einzuhalten, Verantwortung zu übernehmen und trotzdem auch mal loslassen zu können.
Er zeigte mir die Schönheit der Jahreszeiten und wie überflüssig Befindlichkeiten in Anbetracht der großen weiten Natur und Ihrem Kreislauf seien.
Er zeigte mir, dass wir solange mir das Ego im Weg stand keine Erfolge erzielen konnten und manchmal auch dass viel mehr in mir steckte als ich für möglich hielt.
Durch ihn lernte ich mit Konsequenz ans Ziel zu kommen und den Weg als Lehre zu betrachten. 
Ich lernte dass Brombeerbüsche schmerzhaft waren , wenn sie sich durch die Hose pieksten und dass wenn ich mich nicht in Brennnesseln setzen wollte besser vor dem Ausritt aufs Klo ginge.
Er lehrte mich, das man sich im Alter gewisse Dinge eher erlauben darf, wenn man es nur klug anstellt und 
durch ihn lernte ich letztendlich was es heisst einen Lebensabschnitt voller Erinnerungen und Emotionen loslassen zu müssen.
Dankbarkeit schien die letzte Lehre meines Meisters zu sein.
Dankbar zu sein für all die Erinnerungen, die er mir geschenkt hat und all die Erkenntnisse, die ich durch sein stilles nicht urteilendes Dasein erlangt habe.
Dankbar zu sein unbeschadet Erwachsen geworden zu sein.
Dankbar zu sein für eine unbeschwerte Kindheit. Eine Kindheit mit Pferden.
Mit Krummi.
Danke.

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